Pranayama – Lenkung von Lebenskraft und Atmung
Für mich sind die Erfinder von Atemtraining die Yogis, denn die haben sich schon immer mit Atemtraining bzw. mit Pranayama beschäftigt. Pranayama ist ein essenzieller Bestandteil der Yoga-Praxis und verbindet durch Atemübungen Körper und Geist. Der Ausdruck „Pranayama“ besteht aus den Sanskrit-Wörtern „prana“ und „ayama“, wobei „prana“ für die durchdringende Lebensenergie steht, die in anderen Kulturen als Chi oder Qi bekannt ist. „Ayama“ hingegen bedeutet Expansion, weshalb Pranayama sich auf die Erweiterung der Lebenskraft bezieht. Diese Techniken sind ein Element der acht traditionellen Yoga-Stufen.
Im Yoga ist der Prana-Fluss eng mit der Atmung verknüpft, wodurch Yogis die Lebensenergie durch bewusste Atemkontrolle aktivieren, regulieren und steuern. Dieser Energiefluss beeinflusst sowohl physische Aktivitäten als auch mentales und emotionales Wohlbefinden. Faktoren wie Schlafmangel, schlechte Ernährung, Stress oder negative Gedanken können zu einem Prana-Ungleichgewicht führen, was Organschwäche und gesundheitliche Probleme verursachen kann. Pranayama-Methoden sollen diese Effekte umkehren und die Lebensenergie erhöhen.
Laut Yoga-Philosophie zirkuliert Prana durch Kanäle, die als Nadis bezeichnet werden und dem westlichen Nervensystem ähneln. Einige Pranayama-Praktiken, wie die Wechselatmung, wirken auf das autonome Nervensystem. Studien legen nahe, dass regelmäßiges Pranayama die parasympathische Aktivität steigert, was Stress abbaut und das Wohlbefinden fördert.
Bei Pranayama-Übungen wird der Atem bewusst angehalten, was als Retention bezeichnet wird. Unter bestimmten Umständen kann diese Retention sowohl wirkungsvoll als auch gefährlich sein. In manchen Fällen kann der Sauerstoffgehalt im Blut kritisch absinken und das Gehirn beeinträchtigen. Zudem kann das Anhalten des Atems Trigger auslösen, die auch bei Panikattacken, Asthma und anderen Krankheiten auslösen. Daher sollten Atemanhalteübungen nur unter Anleitung eines erfahrenen Lehrers durchgeführt werden.
Obwohl das Konzept von Prana als Lebensenergie wissenschaftlich nicht bewiesen ist, haben Studien gezeigt, dass Pranayama-Übungen positive Auswirkungen auf das autonome Nervensystem haben kann, wie beispielsweise die Aktivierung des Parasympathikus zur Entspannung und Stressminderung. Daher werden die Vorteile von Pranayama in Bezug auf Atmung und Nervensystem anerkannt. Das Ziel von Pranayama im Yoga ist die bewusste Atemkontrolle, um Prana zu stärken und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
So wirkt Pranayama
Der Atem ist eng mit den wichtigen Körperfunktionen und mit wesentlichen Aspekten der menschlichen Erfahrung verbunden. Er beeinflusst die Aktivitäten jeder Zelle im Körper und ist eng mit den Gehirnfunktionen verknüpft. Über die Einatmung wird Sauerstoff aufgenommen und zusammen mit Glukose verbrannt, um Energie für die Muskeln und mentalen Prozesse zur Verfügung zu stellen. Auch beim Entgiften des Körpers spielt die Atmung eine entscheidende Rolle, denn wir atmen Kohlendioxid und andere Giftstoffe aus.
Die meisten Menschen atmen nicht bewusst und merken gar nicht, dass sie oft unregelmäßig und flach atmen. Diese Art der „falschen“ Atmung kann laut der Yoga-Lehre zu physischen, mentalen und emotionalen Blockaden führen, die sich wiederum negativ auf unsere innere Haltung, Lebensstil und körperliche Gesundheit auswirken.
Daher zielt Pranayama darauf ab, einen tiefen, gleichmäßigen Atem zu entwickeln. Eine solche gesunde Atmung soll unter anderem:
- den Geist beruhigen und von Stress befreien
- das Herz-Kreislauf-System stärken und den Blutdruck senken
- revitalisieren und Lebensenergie steigern
- das Nervensystem stärken
- generelles Wohlbefinden steigern
- das Immunsystem stärken
- die Lebensdauer verlängern.
Durch regelmäßiges Pranayama-Training können diese positiven Effekte erreicht werden, und somit kann eine bewusste Atmung zu einer besseren Lebensqualität beitragen.
Wissenschaftliche Untersuchungen zu den Atemübungen im Yoga
Dass unsere Atmung für viele Körperprozesse wichtig ist und somit einen essenziellen Einfluss auf unser Wohlbefinden hat, ist für die westliche Medizin nichts Neues. Ein neuer Ansatz ist es hingegen, Erkrankungen mit bestimmten Atemtechniken zu behandeln. Dabei konnten zahlreiche Wirkungen von Pranayama bereits wissenschaftlich belegt werden.
Eine umfangreiche Übersichtsarbeit (Review) von 2019 hat 68 Studien zu Pranayama analysiert und diese folgendermaßen zusammengefasst:
- Pranayama-Übungen wirken sich positiv auf neurokognitive, psychophysiologische, biochemische, respiratorische und metabolische Funktionen aus.
- Besonders hervorgehoben werden die positiven Wirkungen auf Herz und Lunge.
- Bei diversen Krankheiten kann Pranayama erfolgreich eingesetzt werden, zum Beispiel bei Bluthochdruck oder Asthma.
- Darüber hinaus sind die Atemübungen auch nützlich, um Stress vorzubeugen und zu vermindern, sowie die Stimmung anzuheben.
- Pranayama-Techniken können zudem unterstützend bei Chemotherapie und Bestrahlung eingesetzt werden, um Symptome und negative Nebenwirkungen zu lindern.Die Atemübungen gelten als ungefährlich, wenn sie unter sachgemäßer Anleitung ausgeführt werden.
Pranayama: Das solltest du beachten
Bevor Du in die Pranyama Praxis einsteigst, beachte die nachfolgenden Hinweise:
- Übe immer mit Bedacht und Maß. Kenne und akzeptiere deine Grenzen. Zu keiner Zeit sollten die Pranayama-Übungen zu Beschwerden führen. Beginne zunächst mit sehr einfachen Übungen. Techniken für Fortgeschrittene solltest du nicht ohne Lehrer erlernen.
- Höre auf deine Intuition: Wenn du das Gefühl hast, eine Übung tut dir nicht gut, solltest du diese nicht weiter ausführen.
- Atmung: Grundsätzlich ist es vorteilhaft, wenn Du so viel wie möglich durch die Nase atmest. Der Atem sollte reguliert fließen. In manchen Übungen wirst Du unter fachlicher Anleitung an Grenzen des Atmungssystems gehen. Dann beginnt der Atem zu stocken oder wird unregelmäßig. Dann sind in der Regel Pausen nötig und die jeweilige Übung ist mit weniger Intensität neu aufzusetzen.
- Haltung: Nimm eine aufrechte Meditationshaltung ein, die du über lange Zeit bequem halten kannst. Dazu kannst du ein Meditationskissen verwenden. Oder Du setzt Dich auf einen Stuhl setzen, falls du nicht auf dem Boden sitzen kannst.
- Verdauung: Praktiziere Pranayama vorzugsweise mit leerem Magen. Nach einer Mahlzeit solltest du mindestens vier Stunden warten, bevor du die Atemübungen ausführst. Gehe vorher auf Toilette und entleere Darm und Blase.
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