Zusammenfassung


  • Meditation ist einfach. Wer atmen kann, kann auch meditieren.
  • Der Klassiker ist die Atemmeditation. Eine kurze Anleitung findest Du im Text.
  • Wichtig für eine sinnvolle Meditationspraxis ist eine klare Ausrichtung.
  • Die Shamata-Meditation kultiviert Konzentration und geistige Ruhe und ist ein wesentlicher Bestandteil vieler Meditationstraditionen.
  • Eine regelmäßige Meditationspraxis hat viele positive Auswirkungen auf geistiger und körperlicher Ebene.
  • Wir sollten jedoch immer prüfen, worüber wir meditieren und welche Meditationsmethoden wir anwenden.
  • Weisheit und Mitgefühl werden durch Vipassana-Meditation kultiviert.
  • Bestehende Herausforderungen in der Meditation können gemeistert werden.
  • Im weiten Feld der Meditation gibt es sicher eine Meditationspraxis, die zu dir passt und dir Freude bereitet.

Meditieren ist im Prinzip nicht schwer. Wenn Du atmen kannst, kannst Du auch meditieren. In diesem Beitrag möchte ich Dich in das Thema einführen. Gerne erkläre ich Dir in diesem Beitrag, was man unter Meditation versteht und lade Dich ein, es einmal auszuprobieren…

Die Atemmeditation – eine kleine Einführung

 
„Bringe Deine Aufmerksamkeit in Leichtigkeit zur Ruhe – So leicht, wie ein Schmetterling auf einer Blume verweilt.“
– Sharon Salzberg

Damit dieser Blog-Eintrag nicht zu trocken wird, schlage ich vor, dass wir es gleich gemeinsam ausprobieren! Ich lade Dich ein, der folgenden kurzen Anleitung zu folgen:

  1. Schenke Dir 5 Minuten Deiner Zeit. Sitze aufrecht. Das kann im Meditationssitz (Sitzen mit gekreuzten Beinen) sein. Wenn Dir das zu schwierig ist, nimm einfach einen Stuhl.
  2. Finde Deine Sitzposition. Achte darauf, dass Du bequem und entspannt sitzen kannst. Lege Deine Hände auf die Oberschenkel oder bilde mit beiden Händen eine Schale (Meditationsmudra) und lege sie auf Deinen Schoß.
  3. Lass die Augen geöffnet. Der Kopf sollte leicht nach vorne geneigt sein, so dass das Kinn leicht in Richtung Brustbein zeigt.
  4. Konzentriere Dich auf Deine Atmung. Beobachte, wie die Luft beim Einatmen in Deine Atemwege strömt und beim Ausatmen wieder entweicht. Du kannst Deine Aufmerksamkeit auf einen Punkt richten (z.B. die Oberlippe oder die Bauchdecke) oder Du folgst dem Fluss des Atems. Wichtig ist, dass Du versuchst, Dich auf dieses Konzentrationsobjekt, den Atem, zu konzentrieren.
  5. Beobachte Deine Gedanken. Während Du auf dem Konzentrationsobjekt verweilst, beobachte, was mit Deinen Gedanken passiert und wie Gefühle in Dir auftauchen oder sich verändern. Wann immer ein Gedanke auftaucht, eine Emotion aufsteigt oder eine andere Ablenkung auftritt, benenne sie entsprechend als „Gedanke“, „Emotion“ oder „Ablenkung“ und kehre dann mit Deiner Konzentration zum Konzentrationsobjekt, Deinem Atem, zurück.
  6. Formelle Beendigung der Meditation. Nach fünf Minuten beendest Du die formale Meditation. Benutze einfach Dein Handy als Timer! Wenn Du magst, kannst Du versuchen, die gewonnene Ruhe, die erlebte Achtsamkeit oder die gewonnene Frische in den Tag hinein zu konservieren.Und das war’s. Herzlichen Glückwunsch! Du hast Deine erste Meditation erfolgreich gemeistert. Diese und ähnliche Atemmeditationen sind weit verbreitet und werden in vielen Schulen gelehrt. Sie ist auch der Einstieg in verschiedene weiterführende Meditationsformen.

Warum meditieren wir?

 

 Meine eigene Motivation

 Irgendwo habe ich gelesen, dass es Hunderte von Meditationsarten gibt. Ich habe das nie nachgeprüft, aber es ist möglich. Was ich von mir sagen kann, ist, dass ich in meiner ersten Yogalehrer-Ausbildung einen erfolglosen Versuch gemacht habe, zu meditieren. Irgendwie tat mir beim Meditieren immer nur der Rücken weh und auch die Herangehensweise in der hinduistischen Schule hat mich nicht wirklich überzeugt. Ich konnte zu diesem frühen Zeitpunkt meiner Ausbildung noch nichts damit anfangen. Auf dem Kissen zu sitzen, während sich im normalen Leben die Arbeit türmt und ich die Alternative habe, mit Freude auf der Matte Yoga zu praktizieren, hatte für mich damals keinen Reiz.

Irgendwann jedoch wurde mein Leben durch ein paar einschneidende Lebensereignisse ordentlich durcheinander gewirbelt, was meinen Geist ziemlich in Unruhe versetzte. 🙂 Meine körperliche Yogapraxis reichte plötzlich nicht mehr aus, um auch geistig abschalten zu können. Ich war damals in der Ausbildung zum Yogatherapeuten. Einer meiner Lehrer (Ganesh Mohan) empfahl mir, mich noch einmal mit dem Thema Meditation zu beschäftigen.

In dieser Zeit hatte ich auch erste Kontakte zu buddhistischen Zentren. Die Lamas (Lehrer) dort haben mich in die buddhistische Meditation eingeführt, was mir sehr geholfen hat, Ordnung und Struktur in meine Meditationspraxis zu bringen. Die Strenge, mit der die Meditation in den buddhistischen Schulen praktiziert wird, fand ich sehr ansprechend bzw. stimmig für meine eigene Praxis. So bin ich dort hängen geblieben und betrachte die buddhistische Art zu meditieren inzwischen als meine Heimat. Diese Art der spirituellen Praxis passt auch sehr gut zu meinem Grundverständnis von Coaching und ist eine hervorragende Basis im Streben nach Glück und Zufriedenheit.

Doch bevor wir tiefer in das Thema Meditation eintauchen, ein Wort zum Begriff „Geist“. In den fernöstlichen Traditionen wird der Begriff „Geist“ und nicht „Gehirn“ oder „Gedanken“ verwendet, weil man davon ausgeht, dass „Geist“ oder „Bewusstsein“ nicht nur auf den Bereich oder die Prozesse im Gehirn beschränkt werden sollte. Auch in den westlichen Wissenschaften gibt es erste Hinweise darauf, dass Bewusstsein auch in anderen Bereichen entsteht bzw. existiert und nicht auf das Gehirn beschränkt ist, so dass ich für meinen Blog und meinen Unterricht lieber den Begriff „Geist“ verwende!

 

 

Der Nutzen von Meditation

 

 Der Nutzen von Meditation wurde bereits in verschiedenen Studien untersucht. Es wird davon ausgegangen, dass Meditation im Allgemeinen gesundheitsfördernd ist. Aufgrund dieser wissenschaftlich nachgewiesenen Vorteile wird Meditation regelmäßig als alternative Therapie für eine Vielzahl von Krankheiten oder Einschränkungen empfohlen, darunter

  • Stress
  • Angststörungen
  • Depression
  • Schlafstörungen
  • Steigerung des Glücksgefühls
  • Positives Denken fördern
  • Beziehungen verbessern
  • kognitive Fähigkeiten steigern

Inzwischen gibt es auch wissenschaftliche Belege dafür, dass regelmäßige Meditationspraxis die Funktion des Gehirns verbessern und sogar seine Struktur verändern kann. Die Bedeutung der Meditation für die Steigerung des Wohlbefindens und der Zufriedenheit sowohl des Einzelnen als auch der Gesellschaft als Ganzes liegt daher auf der Hand.

Es macht demnach Sinn, regelmäßig zu meditieren, auch wenn wir noch nicht genau wissen, welche Meditationsart für was genau förderlich ist. Hier gibt es erst vage Erkenntnisse. Wer sich für den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung in diesem Bereich interessiert, dem sei auch das Buch „Altered Traits“ von Daniel Goleman und Richard J. Davidson. Daher ist es unverzichtbar, dass wir stets genau prüfen sollten, was wir meditieren und die Wirkungen durch Introspektion überprüfen. Nutzen und Sinnhaftigkeit bestimmter Meditationsarten sind in hohem Maße nur subjektiv feststellbar. Wir können daher letztlich nur für uns selbst entscheiden, auch wenn es in verschiedenen Schulen oder von Meditationslehrern entsprechende Empfehlungen gibt.

Die Praxis von Shamata als Basis der Meditation

 

 Das Wort „Buddhist“ bedeutet im Tibetischen „Nang-pa“. „Nang“ bedeutet „innerlich“, „pa“ bezeichnet die Person, die sich damit beschäftigt. Ein „Nang-pa“ ist also jemand, der sich mit dem Inneren beschäftigt. Schon dieses Wort weist darauf hin, worum es den Praktizierenden der Lehre Buddhas vor allem geht: um das Innere, um das eigene Bewusstsein.

Betrachtet man die Ursachen und Umstände, die zu Glück und Leid führen – die äußeren und die inneren -, so sind die inneren von größerer Bedeutung. Es macht also viel Sinn, mit dem eigenen Bewusstsein zu arbeiten. Manche Buddhisten nennen dies folgerichtig auch „Geistestraining“.

Ein wesentlicher Bestandteil des Geistestrainings ist es, den Geist durch verschiedene Techniken zur Ruhe zu bringen. Der Begriff dafür ist „Shamata“ (Sanskrit) bzw. „Shine“ (Tibetisch). Der große Rishi Patanjali versuchte einst in den ersten 4 Versen seines Yoga Sutra zu erklären, worum es seiner Meinung nach beim Yoga geht:

Yoga Sutra Vers 1.2, yogaś-citta-vṛtti-nirodhaḥ

1.2. योगश्चित्तवृत्तिनिरोधः
yogaś-citta-vṛtti-nirodhaḥ

yogash = Yoga ist, Einheitsbewusstsein sein
chitta = Geist, Gemüt, geistiges Feld
vritti = Gedankenwellen, Geistesbewegungen; auch Prägungen, Vorurteile, Impulse
nirodhah = zur Ruhe bringen, aufhören, beherrschen, kontrollieren

Die Intention von Shamata und die von Patanjali beschriebene Intention sind also sehr ähnlich.

Der Begriff „Shamata“ wird oft auch synonym mit den Begriffen „Achtsamkeit“ oder „Konzentration“ verwendet. Für einige Buddhisten besteht jedoch ein gewisser Verständnisunterschied, denn für sie dient Shamata einer besonderen Ausrichtung: der Ausrichtung auf die Einhaltung der buddhistischen Lebensregeln. Wenn man konzentriert bzw. achtsam ist und die Regeln kennt, verhält man sich dementsprechend besser in Bezug auf die Einhaltung der Regeln und lebt somit glücklicher. Umgekehrt legt das Befolgen der Lebensregeln implizit die Grundlage für Konzentration (d.h. Ruhe). Diese Haltung ist jedoch nicht in allen Traditionen vorherrschend.

Shamata ist die Grundlage der buddhistischen Praxis, aber auch säkularer Meditationsformen wie der von John Kabatt Zinn begründeten MBSR-Bewegung. Der Begriff kann auch mit „friedvolles Verweilen“ übersetzt werden. In den traditionellen Formen der Shamata-Meditation werden verschiedene Techniken oder Meditationsobjekte verwendet. In fortgeschrittenen Stufen kann man auch ganz auf ein Meditationsobjekt verzichten und den Geist in einem offenen Gewahrsein ruhen lassen. 

Meditationsanfänger stellen schnell fest, dass es gar nicht so einfach ist, zur Ruhe zu kommen: Der Kopf ist oft voller Gedanken. Für dieses Problem werden oft die Begriffe „Monkey Mind“ oder auch „Gedankenfabrik“ verwendet. Das ist aber ein ganz normaler Zustand, von dem man sich nicht von der Meditation abhalten lassen sollte. Das Ziel ist in allen Schulen gleich: So lange und so stabil wie möglich in dieser Shamata-Konzentration zu verweilen! Aber auch wenn man nicht gleich die vollkommene geistige Ruhe erreicht, wird man doch einen ausgeglicheneren, konzentrierteren und klareren Geist entwickeln können.

Wenn schließlich das Ziel einer langen Shamata-Konzentration erreicht ist, spricht man auch vom Zustand des „Samadhi“. Viele nichtbuddhistische Meditationsschulen beenden die Meditation, wenn dieses Ziel erreicht ist.

Die Absicht der Vipassana-Meditation

Ist die Shamata-Ruhe zumindest einigermaßen hergestellt, kann man mit der Vipassana Mediation beginnen. „Vipassana“ (Sankrit) oder „Lhaktong“ (Tibetisch) bedeutet so viel wie „Einsicht“. Bei diesen Formen der Vipassana-Meditation geht es im Wesentlichen darum, die Einsicht in die buddhistische Philosophie zu vertiefen und in Erfahrung umzusetzen.

Die Intention von Shamata und die von Patanjali beschriebene Intention sind also sehr ähnlich.

Der Begriff „Shamata“ wird oft auch synonym mit den Begriffen „Achtsamkeit“ oder „Konzentration“ verwendet. Für manche Buddhisten gibt es dennoch einen gewissen Verständnisunterschied, denn für sie dient Shamata einer besonderen Ausrichtung: der Ausrichtung auf die Einhaltung der buddhistischen Lebensregeln. Wenn man konzentriert bzw. achtsam ist und die Regeln kennt, verhält man sich dementsprechend besser in Bezug auf die Einhaltung der Regeln und lebt somit glücklicher. Umgekehrt wird durch das Befolgen der Lebensregeln implizit die Grundlage für Konzentration (d.h. Ruhe) gelegt. Diese Haltung ist aber nicht in allen Traditionen vorherrschend.

Shamata ist die Grundlage der buddhistischen Praxis, aber auch säkularer Meditationsformen wie der von John Kabatt Zinn begründeten MBSR-Bewegung. Der Begriff kann auch mit „friedliches Verweilen“ übersetzt werden.

In den traditionellen Formen der Shamata-Meditation werden verschiedene Techniken oder Meditationsobjekte verwendet. In fortgeschrittenen Stufen kann man auch ganz auf ein Meditationsobjekt verzichten und den Geist in einem offenen Gewahrsein ruhen lassen. Details dazu finden sich in den folgenden Buchempfehlungen.

Meditationsanfänger stellen schnell fest, dass es gar nicht so einfach ist, zur Ruhe zu kommen: Oft ist der Kopf voller Gedanken. Zur Beschreibung dieses Problems werden oft die Begriffe „Monkey Mind“ oder auch „Gedankenfabrik“ verwendet. Das ist aber ein ganz normaler Zustand, von dem man sich nicht von der Meditation abhalten lassen sollte.

Buddhisten sind Weltmeister in der Kategorisierung von Konzepten (Achtfacher Pfad, Drei Zufluchten, Drei Fahrzeuge, Drei Höhere Schulungen von Ethik, konzentrativer Meditation und Weisheit usw.). Dies gilt auch für die Shamata-Praxis. Unterschieden werden u.a. verschiedene Stufen der Vertiefung von Shamata oder auch Entwicklungsstufen auf dem Weg zu Shamata. Diese sehen im Theravada-Buddhismus anders aus als beispielsweise im tibetischen Buddhismus. Referenzbeispiele, wo man diese unterschiedlichen Ansätze vertiefen kann, finden sich in den oben genannten Links.

Das Ziel ist aber in allen Schulen gleich: So lange und so stabil wie möglich in dieser Shamata-Konzentration zu verweilen! Aber auch wenn Du nicht gleich die vollkommene geistige Ruhe erreichst, wirst Du doch einen ausgeglicheneren, konzentrierteren und klareren Geist entwickeln können.

Wird schließlich das Ziel einer langen Shamata-Konzentration erreicht, spricht man auch von einem Zustand des „Samadhi“. Viele nichtbuddhistische Meditationsschulen beenden die Meditation, wenn dieses Ziel erreicht ist.

Die Absicht der Vipassana-Meditation

 
Ist der Zustand von Shamata zumindest einigermaßen hergestellt, beginnen buddhistisch Meditierende mit Techniken der sogenannten Vipassana-Meditation. „Vipassana“ (Sankrit) oder „Lhaktong“ (Tibetisch) bedeutet so viel wie „Einsicht“. Bei diesen Formen der Vipassana-Meditation geht es im Wesentlichen darum, die Einsicht in die buddhistische Philosophie zu vertiefen und in Erfahrung umzusetzen. Ein wesentliches Ziel der buddhistischen Philosophie ist es, Weisheit und Mitgefühl zu entwickeln. Die Weisheit, die durch die Geistesschulung erlangt wird, trägt in den verschiedenen buddhistischen Schulen unterschiedliche Namen. Man spricht von der Weisheit, die Selbstlosigkeit erkennt, oder von der Weisheit, die Leerheit erkennt. Oder man benutzt Begriffe wie  „Großes Siegel“ (Sanskrit: „Mahamudra“) oder die  „Großen Vollendung“ (Tibetisch: „Rdzogs Chen“, ausgesprochen „Dsog-tschen“).
 

 Bevor man sich jedoch in die Weisheit vertiefen kann, muss man sich ein Mindestmaß an philosophischem Wissen aneignen. Dies erklärt auch das in diesem Zusammenhang weniger bekannte, aber dennoch wichtige Zitat des Dalai Lama:

„Was willst du meditieren, wenn du nichts weißt?“ – Dalai Lama

 

Wissen also die Grundlage jeder Meditation. Deshalb verwendet man neben dem Meditationskissen auch Zeit und Energie auf das Studium von Logik und Ethik, um die relevanten Wissensinhalte ihrer Philosophie zu überprüfen, bevor sie diese in der formalen Praxis vertiefen, auch um zu vermeiden, sich unsinnige Inhalte anzueignen. Es geht darum, den eigenen Geist zu entwickeln, ihn ausgeglichener und friedvoller zu machen und ihn von Unwissenheit zu befreien.

In der buddhistischen Mediation geht es aber auch darum, bestimmte positive Eigenschaften zu kultivieren. Pema Chödron, eine bekannte Vertreterin des tibetischen Buddhismus, hat einmal versucht, diese Eigenschaften in fünf Schlüsselqualitäten zu beschreiben wie etwas Unerschütterlichkeit, die Fähigkeit, die Dinge klar zu sehen, Mut,Achtsamkeit und Gelassenheit.

„Regelmäßige Meditation weckt in uns das Vertrauen, dass die Weisheit und das Mitgefühl, die wir brauchen, bereits in uns sind. Sie ermöglicht uns, uns selbst besser kennen zu lernen: unsere kantigen Seiten, aber auch unsere verletzlichen Seiten, unsere Leidenschaft, aber auch unsere Aggressionen, unsere Ignoranz und unsere Weisheit.“ – Pema Chödron

Hier liegt die Intention der Meditation darin, sich von verschiedenen Formen von „Duhkha“ (Sanskrit) oder „Dukkha“ (Pali) zu befreien, was oft vereinfachend mit „Leiden“ übersetzt wird. Der Begriff „Leiden“ wird im Buddhismus wesentlich weiter gefasst als in der christlich-abendländischen Denktradition. „Leiden“ ist mehr als Schmerz, Trauer, Drangsal, Angsterfahrung, Isolation, Todesgewissheit etc. Leiden ist Teil unserer selbst geschaffenen Lebenswirklichkeit. Ein sogenanntes „Erwachen“, verstanden als Überwindung von Dukkha, ist ohne Vipassana nicht möglich. Aber ich möchte dieses Thema hier nicht weiter vertiefen. Für den Moment ist es nur wichtig zu wissen, dass man kein Buddhist sein muss, um verschiedene buddhistische Meditationen zu praktizieren.

Die Grenze einer sinnvollen buddhistischen Meditationspraxis ist für Anhänger von Religionen, die an einen Gott glauben, dort erreicht, wo es um die Vertiefung der sogenannten „Leerheitskonzepte“ geht. Diese sind rein logisch unvereinbar mit dem Glauben an einen Gott oder an eine ewige Seele („Atman“). Dennoch kenne ich spirituell Praktizierende, die alles eifrig durcheinander meditieren, wovon der Dalai Lama in seinen Lehren abrät, weil es in großer geistiger Verwirrung enden kann. Die Menschen sollten möglichst in der Religion bleiben, in die sie hineingeboren wurden.

Es ist aber denkbar, dass man mit der Vipassana-Meditation auch Inhalte aus anderen philosophischen Systemen kontemplieren kann, wenn man die Praxis entsprechend anpasst. In dieses Feld muss sich aber jeder selbst hineintasten (vgl. dazu meine Ausführungen zur Introspektion weiter oben). Meditierende, die diesen Weg schon länger gehen, berichten oft, dass sie insgesamt glücklicher und zufriedener durchs Leben gehen als vor Beginn ihrer Meditationspraxis. 

 Was sind die Herausforderungen der Meditation?

 

Der größte Irrtum ist zu glauben, man sei ein guter oder schlechter Meditierer. Meditieren kann eigentlich jeder! Wenn man sich, wie oben beschrieben, auf den Atem konzentriert, meditiert man bereits. m weiten Feld der Meditation gibt es sicher einige Meditationsformen, die für Dich geeignet sind. Gegebenenfalls ist es sinnvoll, zunächst einen Einführungskurs in Meditation zu besuchen, der Dir einen Überblick verschafft und den Einstieg erleichtert.

Es gibt nur eine Ausnahme: Bei bestimmten psychischen Störungen sollte man tatsächlich nicht meditieren bzw. mit dem Therapeuten besprechen, ob und welche Meditationsformen eingesetzt werden können.

Häufig wird auch die Frage gestellt, wie lange man meditieren sollte.  Das sollte jeder für sich selbst herausfinden bzw. entscheiden. Lieber kurz und konzentriert als zu lange und unkonzentriert und zu selten. Manchmal fühlt man sich beim Meditieren auch unwohl. Das kann daran liegen, dass man körperlich einfach nicht in der Lage ist, längere Zeit aufrecht zu sitzen. Dies kann aber auch andere Ursachen haben und sollte mit einem Meditationslehrer besprochen werden, damit Abhilfe geschaffen werden kann.

Welche Meditationsformen gibt es?

 

In den buddhistischen Schulen gibt es sehr unterschiedliche Meditationsformen. Das liegt daran, dass die Buddhisten glauben, dass der Buddha verschiedene Methoden entwickelt hat, weil die Menschen unterschiedliche Voraussetzungen für bestimmte Meditationsarten mitbringen.

Allen gemeinsam ist jedoch, dass der Geist und die Konzentration im Stehen, Sitzen, Gehen oder auch im Liegen fokussiert bleiben. Die Meditation im Liegen ist wahrscheinlich die schwierigste Form, da es nicht so einfach ist, die Konzentration über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Meistens döst man ein! Die Yogis empfehlen daher, am besten im Sitzen zu praktizieren, damit die Energie im Körper frei fließen kann.

Spricht man im buddhistischen Kontext von Meditation, unterscheidet man zuweilen auch zwei Arten: die konzentrative und die analytische Meditation. Die konzentrative Meditation bezeichnet vor allem den meditativen Zustand der geistigen Ruhe und die damit eng verbundenen meditativen Prozesse.  Hauptmerkmale dieser Meditation sind die Vervollkommnung der Fähigkeit, sich punktuell auf ein ausgewähltes Meditationsobjekt zu konzentrieren, und die Festigung des Geistes.

Die analytische Meditation bezieht sich auf meditative Zustände bei der Beschäftigung des Geistes mit dem Meditationsobjekt, die eher untersuchender, argumentativer Natur und weniger punktuell auf ein einzelnes Objekt ausgerichtet sind. In beiden Fällen ist eine stabile Grundlage in Form von Präsenz und Wachheit wesentlich.

Im Alltag und in jeder Lebenssituation, auch wenn wir nicht formell meditieren, gibt es Möglichkeiten, unseren Aufmerksamkeitsmuskel zu trainieren. Mit oder ohne Coaching kann man sich überlegen, bestimmte positive mentale Eigenschaften durch Meditation zu kultivieren.In allen großen Weltreligionen gibt es verschiedene Formen der Meditation. Wie das oben genannte Beispiel der Atemmeditation zeigt, kann man aber auch ohne religiösen Hintergrund meditieren. Im digitalen Zeitalter ist es zudem möglich, Meditation online zu praktizieren. Es gibt bereits Apps, die einen beim Meditieren anleiten.

Am besten ist es jedoch, sich einen qualifizierten Lehrer zu suchen, der einen in die Meditation einführt. Wenn Du etwas Erfahrung gesammelt hast, wirst Du schnell merken, dass Du keine geführten Meditationen mehr brauchst. Du entscheidest selbst, was Du meditierst.

Vielleicht motiviert Dich dieser Artikel, tiefer in die Welt der Meditation einzutauchen?

 Viel Spaß beim Üben! Herzlichst, Frank 

 

Meinen lieben Dank gilt Kathrin Wodrich von yoga-mit-kathrin.de für den Pre-Check dieses Beitrages!