Yoga kann in jedem Alter begonnen werden. Die Praxis sollte jedoch auf den eigenen Körper abgestimmt sein. Yoga bei Arthrose oder Rückenproblemen kann eine gewisse Vorbereitung erfordern. Ich habe eine interessante Frage zu meiner Praxis erhalten, die mich zu diesem Blogbeitrag über Yogatherapie inspiriert hat.

 Die Frage lautete:

„Ich habe immer wieder Rückenprobleme und starke Arthrose in den Knien. Ich würde gerne Yoga ausprobieren, habe es aber nie getan, weil ich Angst hatte, noch mehr kaputt zu machen, und weil ich der Meinung bin, dass ein Lehrer medizinische Kenntnisse haben sollte. Ist das Quatsch? Kannst du mir da etwas empfehlen? Kann ein Yogalehrer das überhaupt gut einschätzen und mir helfen? Ich würde mich sehr über eine Rückmeldung freuen“.

Zusammenfassung


  • Wenn gesundheitliche Vorbelastungen bestehen, sollte man beim Einstieg ins Yoga darauf achten, den Körper sinnvoll.
  • vorzubereiten. Zu viel Yoga auf einmal kann die Beschwerden eher verstärken als lindern.
  • Heilungsunterstützung durch Yoga oder Yogatherapie bei Rücken- oder Knieproblemen ist möglich und sinnvoll!
  • Unter Umständen ist es aber notwendig, die Yogapraxis mit einer Yogatherapie vorzubereiten.
  • Alterungsprozesse und chronische Erkrankungen können durch Yoga zumindest verzögert und das Leben lebenswerter gestaltet werden.
  • Die sorgfältige Auswahl eines qualifizierten Yogalehrers ist sinnvoll und notwendig.


 

Yoga ist auch für ältere Neueinsteiger geeignet

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich einen Schnupper-Yogakurs für MitarbeiterInnen einer kommunalen Verwaltung angeboten. Dieser wurde so gut angenommen, dass ich gleich einen zweiten Termin anschließen musste. Daraus hat sich eine neue Yogagruppe gebildet, die über ein Jahr mit mir geübt hat. In dieser Gruppe waren sehr viele Yoganeulinge im 2. Lebensabschnitt. Das Schöne war, dass sie bis dahin kei nen Kontakt und keine Vorstellung von Yoga hatten. Das weniger schöne war, dass 40 Prozent der Übenden Rückenprobleme bis hin zu akuten Bandscheibenvorfällen hatten.

Die neuen Yogis hatten viel Spaß im Kurs und merkten nicht, dass ich im ersten Trimester (ca. 10 Unterrichtseinheiten) eher ein Yogatherapiekonzept zur RÜCKENSTÄRKUNG vermittelte. Im zweiten Trimester (weitere 10 Unterrichtseinheiten) beschäftigten wir uns mit der anatomisch angepassten Ausrichtung der Asanas. Und so langsam wurde daraus im dritten Trimester eine ganz normale Yogagruppe bzw. Yogastunde, wie man sie in jedem Yogastudio besuchen kann.

Warum erzähle ich Dir das? Ich möchte Dich ermutigen, Yoga auszuprobieren. Auch wenn Du schon älter bist oder körperliche Einschränkungen oder Vorschäden hast! Mit einer fachkundigen Einführung ist der Einstieg in die Yogapraxis in jedem Alter möglich! 




Unterstützung von Heilungsprozessen durch Yoga ist möglich

Bei akuten Verletzungen oder Vorschäden ist eine strukturierte Vorbereitung auf die Yogapraxis sinnvoll oder manchmal sogar notwendig!Ich selbst habe mich in meiner aktiven Yogapraxis bisher zweimal schwerer verletzt. Einmal im Rücken (Bandscheibenvorfall) und einmal im Knie (Meniskusriss). In solchen Fällen arbeite ich immer mit einem mehrschichtigen Heilungsansatz. Ich lasse einen Orthopäden das Problem analysieren und mir Therapievorschläge machen.

In meiner Trainingspraxis arbeite ich fallweise mit Physiotherapeuten zusammen. So lasse ich mir auch von einem Physiotherapeuten eine Problemanalyse bzw. Funktionsanalyse erstellen und Trainingsvorschläge machen. Dazu suche ich im theoretischen Fundus der Yogatherapie (Literaturhinweise am Ende des Artikels) nach geeigneten TherapieansätzenErgänzend recherchiere ich im Internet nach aktuellen Forschungsergebnissen und daraus resultierenden sinnvollen TRAININGSEMPFEHLUNGEN. Aus diesen Hinweisen stelle ich mir MEINEN persönlichen Therapie- bzw. Trainingsplan zusammen.So oder ähnlich arbeiten ambitionierte Yogalehrerinnen und Yogalehrer an ihren eigenen Problemen und an denen ihrer Teilnehmer. Yogis entwickeln oft eine große Leidenschaft, ihre gesundheitlichen Probleme zu lösen, auch wenn das manchmal Jahre dauern kann. Ein schönes Beispiel findet sich HIER.

In dem angefragten Fall mit der ARTHROSE müsste man genauer hinschauen, gibt es Schmerzen oder schon konkrete Bewegungseinschränkungen? Gegebenenfalls muss dann ein Yogatherapieplan vorgeschaltet werden, in dem daran gearbeitet wird, die Schmerzen zu reduzieren oder zumindest erträglich zu machen. Liegen Bewegungseinschränkungen vor, ist es sinnvoll, im Einzelunterricht individuell angepasste Übungen zu erlernen, um dann im Gruppenunterricht die Asanas selbständig dem Beschwerdebild anzupassen.  Im Gruppenunterricht haben die Lehrer meist nicht die Zeit, auf solche Details einzugehen. Nach dem Erlernen einer geeigneten, individuellen Ausrichtungstechnik kann man eigentlich jeden offenen Yogakurs besuchen. Man sollte aber immer seine persönlichen Grenzen im Auge behalten.

Der Yogalehrer kann auch dabei helfen, den passenden Yogastil zu finden. Ist dieser gefunden, kann man mit dem neuen Wissen über den eigenen Körper an regulären Yoga-Kursen teilnehmen. In einer Gruppe (Sangha oder Kula) macht das Üben einfach mehr Spaß.


 

Yogatherapie braucht Geduld, Achtsamkeit und vor allem Zeit

 

 

Eine befreundete buddhistische Yogalehrerin hat es einmal so formuliert: „Taking Refuge into the Body“, also „Zuflucht zum eigenen Körper nehmen“. Wenn man mit Yoga und Yogatherapie Heilung unterstützen will, dann sollte man genügend Zeit und Achtsamkeit mitbringen, um dem Körper den nötigen Raum und die nötige Zeit zu geben.

 

In der heutigen Zeit neigen wir dazu, alles so schnell wie möglich erledigen zu wollen. „Ach, ich lege mich schnell unters Messer und dann geht’s schnell weiter mit dem Training“. Diesen Satz habe ich in verschiedenen Sportarten, die ich betreibe (auch beim Laufen), schon oft gehört. Aber in der Yogatherapie funktioniert das nicht. Dort lernt man, den Leistungsdruck und den Leistungswillen ein Stück weit an der Garderobe abzugeben, SICH MIT DEM KÖRPER ZU VERBINDEN und mit ihm zu arbeiten, bis er wieder gesund ist.

 

Als ich akute Rückenprobleme hatte, habe ich 3 Monate lang nur Yogatherapie-Yoga gemacht und keine einzige richtige Wirbelsäulenverdrehung, zumindest nicht, bis die Schmerzen weg waren und die Rumpfmuskulatur in der Problemzone im unteren Rücken entsprechend gekräftigt war. 

 

Und auch bei meinem Knieproblem hat es – trotz täglicher Yogaübungen – etwa drei Monate gedauert, bis ich wieder die Laufschuhe schnüren und mit dem Trainingsprogramm für meine Alpenüberquerung beginnen konnte.

 

 

Die nötige Geduld ist vorhanden, aber der Prozess erfordert, dass man vielleicht das eine oder andere ändert. Aber mit einer klaren Entscheidung für den eigenen Körper und am besten mit Hilfe eines erfahrenen Yogalehrers lohnt sich die Mühe.


 

Qualifizierte Yogalehrer gibt es, man muss sie nur suchen.

 

In vielen größeren Yogastudios gibt es bereits spezielle Yogastunden, in denen themenspezifisch (z.B. „Rückenyoga“) unterrichtet wird. Die Yogalehrer, die diese Stunden geben, haben in der Regel entsprechende Fortbildungen absolviert oder verfügen sogar über eine Doppelqualifikation, z.B. als Physiotherapeut oder auch als Osteopath. Die Qualifikation kann und sollte im Zweifelsfall beim Studio oder dem unterrichtenden Lehrer erfragt werden.

 

Manche Lehrer bemühen sich auch um eine Zertifizierung ihrer Kurse bei der ZENTRALSTELLE FÜR PRÄVENTION. Diese prüft die Sinnhaftigkeit der vorgelegten Trainingskonzepte und die notwendigen Qualifikationen der dort registrierten Yogalehrer.

 

Für Yogalehrer gibt es verschiedene Weiterbildungsprogramme „Yogatherapie“. In diesen Fortbildungen werden im Idealfall gemeinsam mit Orthopäden, Physiotherapeuten und anderen Ärzten sinnvolle Übungen und Trainingskonzepte für jedes Krankheitsbild entwickelt und geschult.

 

Ich selbst bin Mitglied im Svashta Yogatherapie Netzwerk, in dem sich weltweit Yogalehrer, die bei Dr. Ganesh Mohan und Dr. Günter Niessen ausgebildet wurden, zusammengeschlossen haben und sich regelmäßig über aktuelle Fälle oder Themen im Bereich der Yogatherapie austauschen.

 

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es mit etwas Suche möglich ist, einen geeigneten Yogalehrer zu finden. Auch bei Vorschädigungen oder bestimmten Krankheitsbildern kann ein passendes Yoga-Angebot zusammengestellt werden!




Weitere Literaturempfehlungen

Ein Fundus von guten Artikeln zum Thema „Yogatherapie“ ist auf der Homepage von Dr. Günter Niessen zu finden.

Eine weitere wunderbare Informationsquelle ist auch die Harvard Medical School, in der man sehr viel nützliche und wissenschaftlich überprüft Informationen zu Therapieansätzen bei allen möglichen Krankheitsbildern und Aging-Fragen finden kann.

Viel Spaß beim Lesen!

Beste Grüße, Frank


PS: Einen herzlichen Dank an die allerbeste Yogatherapielehrerin aus Darmstadt <3, Martina Vogt von Deva Yoga , die mich seinerzeit auch bei der Therapie meines Knies unterstützt hat, für den Pre-Check dieses Beitrages!