Yoga als Therapie
Doug Keller schreibt in seinem Vorwort zu „Yoga as Therapy“, dass die Yogatherapie eigentlich noch eine relativ junge Bewegung im Yoga ist. Im historischen Rückblick (hier u. a. mit einem Blick in die Upanishaden) hätte man im Yoga angestrebt, die Menschen vom Leiden zu befreien. Häufig war aber der Körper eine Ursache für Leiden.
Auch die Asketen, die irgendwann mal in grauer Vorzeit die Yogabewegung maßgeblich beeinflusst haben, hätten eigentlich das Ziel verfolgt, sich vom Körper (Moksha) und von den Wirrungen im Geist zu befreien.
Dass man nunmehr das Ziel verfolgt, Körper und Geist gesund zu erhalten oder zu heilen, ist schon eine deutlich andere Zielsetzung, die uns mit Blick aus heutiger Perspektive auf Yoga doch viel sinnvoller erscheint.
In einer Zeit, in der die Menschen immer älter werden, entwickelt sich zurzeit sehr zügig dieses schöne Gebiet im Yoga und leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, dass gesundes Altern auch gelingt.
Kurs- und Literaturempfehlungen
In diesem Themenfeld ist es leider noch mal etwas schwieriger als im Blogbeitrag zu den Yogabüchern sinnvolle Empfehlungen abzugeben! Yogatherapieschulungen und -bücher sind nicht wie DIN Normen o. ä. standardisiert in Bezug auf ihre Lehrinhalte. Das führt dazu, dass Lehrer bei der Gestaltung der Kursinhalte ihre ganz persönliche Biographie einbringen und sich die Ausbildungen zuweilen inhaltlich deutlich unterscheiden.
Gute Yogatherapielehrer, die ich persönlich kennengelernt habe, sind u. a. David Keil, Doug Keller, Günter Niessen, Ganesh Mohan, Peter Poekh und Remo Rittiner.
Peter, Gunter, und Ronald Steiner (ihn werde ich demnächst einmal besuchen) sind ausgebildete Mediziner, die in Europa ausgebildet wurden. Diese sind von Hause aus sehr analytisch unterwegs.
Ganesh, Remo und Doug arbeiten mehr aus der Yoga(linien)tradition heraus, was nicht schlechter ist, es ist halt nur anders. Und man sollte sich den Lehrer suchen, der zu einem passt!
David Keil ist – soweit ich mich recht erinnere – im Erstberuf Therapeut und toller Praktizierender, der sehr hands-on und praxisbezogen in seinen Kursen unterwegs ist. Es macht viel Spaß, von ihm angeleitet in irgendwelchen eigenen Faszien und Muskeln rum zu wühlen. Das ist ein wenig anders als mit den anderen Lehrer, die sich bei der Vermittlung ihrer Inhalte tendenziell mehr auf ihre Foliensätze und Anatomietheorie stützen.
Ronald Steiner und David Keil sind ursprünglich Ashtanga Yogis. Die unterrichten anders als Gunter oder Ganesh, die sich in Form und Stil sehr stark an der Krishnamacharya-Linie orientieren.
Teilweise kann man die Skripte der Kurse auch nicht öffentlich kaufen, sondern man bekommt sie nur kursbegleitend. Das macht auch hohen Sinn, weil man sie im Selbststudium ohne den Kurs auch gar nicht verstehen könnte. Ein gutes Beispiel hierfür sind die wunderbaren Skripte von Doug Keller.
Tipp
Die meisten der vorgenannten Lehrer kann man auch modul- oder workshopweise buchen. Ich würde mir erst einmal zwei oder drei Lehrer in einer separaten Einheit anschauen. Hat man einen gefunden, der zu einem passt, dann macht es Sinn, ein ganzes Curriculum bei diesem Lehrer zu buchen.
Hat man einmal in irgendeinem System seine Basis gelegt, dann kann man sich weitere Kenntnisse in ergänzenden Spezialworkshops aneignen. Das spart Geld und man vertrödelt auch keine Zeit mit potentiellen Stoffwiederholungen.
Ein toller frei verfügbarer Fundus an tollen Yogatherapiefachaufsätzen ist auf Günter Niessens Homepage zu finden. Die kann ich nur wärmstens empfehlen!
Man lernt sehr viel in der Svashta-Ausbildung, die neben den physischen Aspekten auch die Psychologie umfasst, was auch nicht alle YT-Ausbildungen leisten.
Wenn man sich im Bereich Yogatherapie ein berufliches Standbein aufbauen möchte, braucht man vor allem dem Austausch mit anderen, damit man später auch seinen Kunden ein entsprechend breites und kompetentes Yogatherapieangebot liefern kann.
Mein eigener Weg
Ich habe meine Yogatherapieausbildung bei Ganesh und Günter absolviert und bin seitdem ein „Svastha Therapy Yogi„. Mit einer Wirbelsäulenverletzung und mit einer Empfehlung meines heimischen Orthopäden, mit dem Yoga aufzuhören, bin ich zum ersten Ausbildungsmodul zu Günter Nielsen gefahren.
Er hat meine Krankenakte angeschaut und meinte, dass wir das mit dem Rücken wieder hinbekommen würden. Ich hätte bloß die „Ashtanga Tänzerinnen Krankheit“ (Rheinländer unter sich, gemeint ist eine strukturelle Schwäche im unteren Wirbelsäulenbereich, die entweder durch fehlendes Training oder durch zu viel Flexibilität entstehen kann).
Was folgte, war eine Odyssee der besonderen Art: Nur noch Ruhe und Achtsamkeit, ganz vorsichtige Bewegungen immer nur mit geradem Rücken. By the way: Seitdem hasse ich den „Phönix„und meine Stunden sind garantiert phönixfrei, es sei denn ich unterrichte Rückenkurse ;-).
Am 2. Tag der Ausbildung wollte ich voller Ärger und Frust über die Praxis und die Rückenschmerzen abreisen, und ich musste erst einmal lernen, mein Ego in der Praxis an den Nagel zu hängen.
Dieser Weg ging vorsichtig weiter, 4 Monate lang keinen einzigen Twist. Nur gerader Rücken und achtsame Core Übungen, aber dann war das Problem behoben.
Zurückblickend kann ich sagen, dass die Yogatherapieausbildung für mich auf jeden Fall eine sehr prägende Yoga- und Lebenserfahrung gewesen ist.
Buchempfehlungen:
Yoga as Therapy Volume 1 & 2 – Doug Keller – nicht frei verfügbar, DoYoga@mac.com
Das große Yoga-Therapiebuch – Remo Rittiner – Vianova Verlag – ÌSBN 978-3-86616-149-8
Functional Anatomy of Yoga – David Keil – Lotus Publishing – ISBN 978 1-905367-46-7
Medical Yoga professional, Spiraldynamik trifft Hatha-Yoga – Larsen, van Lessen, Hager-Forstenlechner – Georg Thieme Verlag – ISBN 978-3-13-147331
Yoga-Therapie – A. G. Mohan – ISBN 3-936486-53-0